Wer hört und liest, dass es im Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium eine Aufführung des weltberühmten Stummfilmklassikers Nosferatu geben wird, erinnert sich mit Schrecken an Dracula, an den langen schwarzen Mantel dieses dürren, blutsaugenden Gestells mit den krallenartigen Fingern.
Alte Stummfilme mit Live-Musik wieder zum Leben zu erwecken, das hat sich das Quartett „Sound of Silence“ zum Ziel gesetzt.
Frau Annette Blecher, die Inititatorin und musikalische Leiterin dieser hervorragenden Live-Musik-Begleitung sah das, was uns erwartete, offensichtlich auf ihre etwas nüchterne Weise. In ihrer Begrüßungsansprache fragte sie, ob die Anwesenden ausreichend gegessen und dabei den Knoblauch nicht vergessen hätten. Schließlich sei erwiesen, dass Knoblauch ein wichtiges Abwehrmittel gegen Dracula sei.
Christoph Stöber (Klavier)
Der Stummfilmklassiker, den Friedrich Murnau unter dem Titel „Nosferatu“ 1923 produzierte, ist die erste Verfilmung von Stokers „Dracula“. Obwohl Nosferatu sich direkt auf „Dracula“ bezieht, taucht dessen Name in dem legendären Film nicht auf, weil Murnau die Rechte an dem Buch nicht bekam. Aus Dracula wurde der nicht weniger gespenstige, lichtscheue Nosferatu.
Benjamin Müllenmeister (Flöte)
Die ausgeklügelte Bildkomposition Nosferatus und die schauspielerische Leistung machte den Film zu einem viel beachteten Klassiker des Horrorfilms und zu einem der einflussreichsten deutschen Filme seiner Zeit.
Der Film hatte keine Tonspur. Er wurde im Nadeltonspurverfahren vertont. Parallel zum Film lief eine Schallplatte ab. Stummfilme waren nie wirklich stumm. Die Musik spielte eine tragende Rolle bei der Vermittlung der filmischen Idee von der Leinwand zu den Zuschauern
Dominik Stückemann (Oboe)
In Wiehl wurde eine ganz neue Musik zu diesem Film geboten. Es werden Musikstücke aus der Zeit vor dem 20. Jahrhundert mit Improvisationen und Zitaten aus älterer Musikgeschichte verbunden. Nosferatus bedrohliche Seite wird zum Bespiel von Listzs „Unstern“ gekennzeichnet.
Die Handlung des Films entstand nicht 1923, sondern 1838 in der Biedermeier Ostsee-Hafenstadt Wisborg. Tod und Liebe sind die beiden Themenmelodien, die in den unterschiedlichsten Stellen des Films immer wieder auftauchen.
Das Liebespaar wurde gekennzeichnet von Schuberts Lied „Liebe schwärmt auf drei Wegen“. Nosferatu kommt nicht angsteinflößend daher, sondern ganz im schubertschen Sinne.
Tobias Gubesch (Klarinette)
Es ist eine erwähnenswertes Leistung, dass die Schüler Tobias Gubesch (Klarinette), Christian Stöber (Klavier), Dominik Stückemann (Oboe) und Benjamin Müllenmeister (Flöte) des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Wiehl – unter Leitung von Annette Blecher – eine so hervorragende Leistung vollbrachten, die den stummen Schauspielern in dem Film zum Leben verhelfen.
Musikalische Leitung und Percussion: Annette Blecher
Wir Wiehler sind stolz auf die Wiehler Gymnasiasten und gratulieren ihnen herzlich zu diesem Erfolg. Unsere ganz besondere Anerkennung gilt Frau Blechers Können und ihrem Engagement, das sie auf so beeindruckende Weise auf ihre Schüler überträgt.
Nosferatu ist wieder einmal ein musikalischer Höhepunkt des Gymnasiums, der mit großer Begeisterung aufgenommen wurde.
Text: Marianne Stitz
Fotos und Video: Günther Melzer