Am letzten Mittwoch im August fand im Rahmen des Literaturkreises Drabenderhöhe eine Lesung statt. Vor kleinerem Publikum als wir normalerweise bei Veranstaltungen des Literaturkreises haben, las der aus Bochum angereiste Krimiautor Werner Schmitz mehrere Kapitel aus seinem vor kurzem erschienenen Roman „Das Karpaten-Projekt“.
Nach Anregung seines Chefredakteurs, erklärte der Referent dem Publikum im Saal, sollte die Hauptperson des Romans, der Reporter Hannes Schreiber, eine Story über Diana Steinkamp, Juniorchefin eines deutschen Schuhimperiums, das in Rumänien produziert, für ein bekanntes Magazin in Deutschland schreiben. Diana Steinkamp unterstützt dort einen „Bärenflüsterer“. Doch der Mann, der unter falschem Namen dort lebt, gerät unter Mordverdacht. Und Hannes Schreiber zwischen die Fronten. In Rumänien bekommt er zu spüren, dass dort die Bären nicht die gefährlichsten Feinde sind.
Tatsächlich war der Journalist und Autor Werner Schmitz, Verfasser gesellschaftskritischer Kriminalromane und Reportagen, wegen eines neuen Kriminalromans nach Rumänien gereist. Bei seinen Recherchen wandte er sich auch an den bayerischen Wildbiologen Christoph Promberger, der schon seit vielen Jahren in Rumänien lebte und bereit war Schmitz zu helfen. Zu den Protagonisten seines Romans sollten unbedingt auch Vertreter der noch dort lebenden Siebenbürger Sachsen gehören. Um an solche zu gelangen, folgte Schmitz gerne den Empfehlungen Prombergers. So lernt er mehrere Typen dieses Personenkreises kennen. Und es gelingt Schmitz in der Tat bei der Beschreibung der für die Handlung seines Romans ausgesuchten Figuren vor dem Hintergrund siebenbürgischer Verhältnisse dem Leser beziehungsweise Zuhörer ein zutreffendes Bild zu vermitteln. Während die handelnden Personen in seinem Buch erfunden sind, kann man als Siebenbürger Sachse in der Schilderung des Geschehens jedoch vielfach authentische Bezüge zur rumänischen Wirklichkeit erkennen. Vor allem die verwendeten tatsächlichen Ortsnamen und Landschaftsbezeichnungen, lassen keinen Zweifel aufkommen, dass der Roman „Das Karpaten-Projekt“ in Siebenbürgen spielt.
Nun kann während der Dauer einer Veranstaltung nicht ein ganzer Roman vorgelesen werden. Deshalb hatte sich der Autor mehrere Kapitel ausgesucht, in denen es sich vornehmlich um aus der Gegend stammende Personen siebenbürgisch-sächsischer Herkunft handelte. In diesem Roman sind es der angeblich aus Schirkanyen stammende Merres Misch, Faktotum der Juniorchefin eines deutschen Schuhimperiums, das in Rumänien produziert und die Biologin Katharina Orend, Tochter siebenbürgisch-sächsischer, aber in Deutschland lebender Eltern, die sich im Auftrag eines deutschen Tierschutzvereins für den Schutz der Bären in den rumänischen Karpaten einsetzt. Durch seine Bekanntschaft mit diesen Personen erfährt er einiges über den Charakter der Menschen dieses Volksstammes und deren Lebensweise. Damit der Rote Faden im Ablauf des Geschehens nicht verloren geht, berichtet der Autor zwischendurch über die Zusammenhänge in freier Rede. Auf diese Weise bekommt der Zuhörer trotzdem einen Gesamtüberblick über den Inhalt des Romans.
Fast unbemerkt wechselte der Referent zu einem anderen Thema: Sein zweites Buch, dass zur gleichen Zeit erschien, wie das oben erwähnte, jedoch die Lebensgeschichte einer siebenbürgisch-sächsischen Bäuerin beinhaltet. Es handelt sich um Sara Dootz, die mit ihrer Familie in Deutsch-Weißkirch lebt und dort das Amt einer Burghüterin versieht. Kennengelernt hat Werner Schmitz die Hauptperson seines zweiten Buches durch Promberger, als er auf der Suche nach Protagonisten für seinen oben erwähnten Roman war. Indes schon nach seinem ersten Treffen mit Sara Dootz war er überzeugt, dass diese Frau mehr sei, als eine Vorlage für eine Nebenfigur in seinem neuen Kriminalroman. Die auf Tonband aufgenommenen Erzählungen der Sara Dootz legte er – nach Deutschland zurückgekehrt – schriftlich nieder. Und daraus entstand das Buch: Mit der Sonne steh ich auf oder Eine Bäuerin aus Siebenbürgen erzählt aus ihrem Leben.
Vor kurzem hatte der Verlag Herrn Schmitz mitgeteilt, das Buch sei schon mehr als zweitausendmal verkauft worden. Vorsorglich hatte der Referent auch von beiden Büchern etliche Exemplare mitgebracht, um, falls Interesse bestünde, welche anbieten zu können. Was dann auch wirklich zutraf. Selbst die Betreuerinnen des Siebenbürgischen Heimatwerks Drabenderhöhe bestellten mehrere Exemplare, in der Hoffnung, dass sich bald Interessenten bei ihnen melden würden. Denn es gibt nicht viele Bücher von einheimischen Verfassern, die so unvoreingenommen über unsere Landsleute schreiben, das selbst die Westfälische Allgemeine Zeitung über diesen Schriftsteller schreibt: Werner Schmitz setzt der kleinen Welt der Siebenbürger Sachsen ein Denkmal.
Johann Seiler