Der Kulturausschuss empfiehlt dem Rat, dass das Drabenderhöher Kulturhaus künftig nicht mehr den Namen von Hermann Oberth tragen soll.
Ein Antrag des Stadtverordneten der Linken, Reinhard Birker, hatte die Diskussion um die Kulturstätte, die seit einem Ratsbeschluss im Jahr 1973 den Namen des siebenbürgischen Raketenpioniers Hermann Oberth trägt, Anfang 2010 ins Rollen gebracht.
Birker hatte dort Passagen aus Oberths Werk „Wählerfibel für ein Weltparlament“ (1983) zitiert, die umstrittene Äußerungen zu Themen wie Geburtenkontrolle und Fortpflanzungspolitik enthielten. Im Juli hatten sich dann auch sechs Einrichtungen der Behindertenhilfe in Wiehl mit einem Offenen Brief an Bürgermeister Werner Becker-Blonigen gewandt, mit der Forderung, das Kulturhaus umzutaufen.
Von der Stadt wurde zur Entscheidungsfindung ein unabhängiger Historiker (Dr. Alexander C.T. Geppert) mit einem Gutachten über Hermann Oberth beauftragt. Der kam zu folgendem Schluss: „Oberth selbst berief sich immer auf das Recht und die Pflicht des Wissenschaftlers, auch unbequeme Dinge äußern zu dürfen und zur Aufklärung der Allgemeinheit nicht-Konsensfähiges zu bedenken zu geben. Selbst wenn ich die historische Sensibilität, die in der Beauftragung des vorliegenden Gutachtens zum Ausdruck kommt, für höchst begrüßenswert und eine solche Verfahrensweise für vorbildlich halte: Aus rein geschichtswissenschaftlicher Perspektive betrachtet scheinen mir Oberths zugegebenermaßen merkwürdige und teils verstörende, teils indes auch weitsichtige und politisch ohnehin kaum eindeutig zu klassifizierende späte Schriften kein hinreichender Grund zu sein, um seine frühen Verdienste als unkonventioneller Wissenschaftler und origineller Querdenker vollständig infrage zu stellen. Eine Umbenennung des Kulturhauses in Wiehl ist meines Erachtens und allen wünschenswerten Bemühungen um ‚political correctness‘ zum Trotz nach gegenwärtigem Forschungs- und Kenntnisstand daher nicht erforderlich.“
Entgegen dieser Einschätzung empfahl Bürgermeister Becker-Blonigen, den Namenszusatz zu streichen. „Es muss im Interesse aller sein, die unbestrittenen Verdienste Hermann Oberths um Wissenschaft und Technik nicht im ständigen Kontext zu Äußerungen gesetzt zu bekommen, die aufgrund der konkreten Situation der Behinderteneinrichtungen in der Stadt Wiehl kaum zu vermitteln und schwierig zu ertragen sind“, sagte er.
Das komplette Geppert-Gutachten und weitere Informationen zum Thema können im Ratsinformationssystem der Stadt Wiehl eingesehen werden. (Hier klicken: Bekanntmachungen – Rat der Stadt Wiehl > dann auf „TO“ bei „24.11.2010 Sitzung des Ausschusses f. Kultur u. Denkmalschutz“ klicken > dann auf „VO 0219/2010“ klicken)