Von Herzlichkeit und Freude geprägt war die Begrüßung zwischen Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen und Teodor Ovidiu Cretu, Bürgermeister aus dem siebenbürgischen Bistritz, beim Empfang der rumänischen Folklore-Gruppe „Cununa de pe Somes“ (Kranz von Somesch) auf dem Wiehler Rathausvorplatz, die im Rahmen der Europawoche zu Gast in Wiehl und Drabenderhöhe war. Die beiden Bürgermeister kennen sich aus früheren Begegnungen.
V.l.: Dr. Hans Gorg Franchy, Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, Bodo Löttgen MdL, Enni Janesch, Bürgermeister Teodor Ovidiu Cretu, Landrat Hagen Jobi und Generalkonsul Dr. Vlad Vasiliu – Fotos: Christian Melzer
Dieser Besuch sei ein „bißchen mehr als Unterhaltung“, erklärte Becker-Blonigen in seinen Grußworten an die rumänischen Gäste. Die Brücke zwischen Wiehl, Bistritz und den Siebenbürger Sachsen sei in erster Linie Dr. Hans Gorg Franchy aus Drabenderhöhe zu verdanken. Der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Bistritz-Nösen ist für seine Verdienste zum Ehrenbürger von Bistritz ernannt worden.
Becker Blonigen sprach die Hoffnung aus, dass das neue Jahrhundert von einem großem friedlichen Miteinander geprägt sei. Über den Zugang zu Rumänien über die Siebenbürger Sachsen solle man dankbar sein, den Menschen dort die Hand reichen und die Chance wahrnehmen, dieses große traditionelle Land kennen zu lernen und an der Seite zu haben. Das schöne Wetter beim Empfang vor dem Rathaus, vor dem die Folkloregruppe eine Kostprobe ihres Könnens gab, wertete Becker-Blonigen als „einen Wink des Himmels für ein besseres Verständnis und engeres Zusammenrücken“.
Bürgermeister Teodor Ovidiu Cretu und Dr. Hans Gorg Franchy
Bürgermeister Cretu, der zuvor mit der 40köpfigen Delegation zu Besuch im Europaparlament in Straßburg und in der Partnerstadt Herzogenrath war, weilte zum zweiten Mal in Wiehl. Er betonte, dass „auch wir bemüht sind, diese Beziehung, die durch die Siebenbürger Sachsen zustande gekommen sind, zu pflegen.“ Dass man 2000 Kilometer voneinander entfernt sei, spiele keine Rolle. „Es gibt in Europa keine Region, die so wie wir verbunden ist.“
Die Siebenbürger Sachsen, die vor über 800 Jahren nach Siebenbürgen gekommen seien, hätten Materielles und Kulturelles aufgebaut und hinterlassen. Auch wenn man nicht verwandt sei, fühle man sich als Nachkomme und dem Erbe verpflichtet. Froh und dankbar sei man über das Erbe, das die Siebenbürger Sachsen hinterlassen haben und man freue sich über jeden, der seine Heimat besuchen komme. Nachdem Cretu sich in das Goldene Buch der Stadt Wiehl eingetragen hatte, lud er Wiehls Bürgermeister und die Stadtverordneten für Juli zu einem Gegenbesuch nach Bistritz ein.
Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe
Mit dem Graf Zeppelin Marsch eröffnete das Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe unter Leitung von Heinz Rehring den Abend der Begegnung im Kulturhaus. Eine Augenweide waren anschließend die Auftritte der international agierenden Folkloregruppe mit ihren temperamentvollen Liedern und Tänzen. Sie begeisterten mit vielfältigen bunten Trachten und Darbietungen aus dem Tal des Somesch, von Sieu und der Moldau. Stürmischen Beifall gab´s auch für die Gesangsolisten Marioara Sigheratau und Petru Petruse. Enni Janesch begrüßte in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen die Gäste im Kulturhaus und drückte ihre Freude über die intensiven Kontakte zwischen Drabenderhöhe und Bistritz aus. Ein besonderer Gruß galt unter anderen neben den beiden Bürgermeistern dem rumänischen Generalkonsul aus Bonn, Dr. Vlad Vasiliu, dem CDU-Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen, dem Landrat des Oberbergischen Kreises Hagen Jobi, sowie dem Landesvorsitzenden der Siebenbürger Sachsen Rainer Lehnie.
Becker-Blonigen ahnte, dass der Abend für den einen oder anderen wehmütige Erinnerungen mit sich bringe. Er hoffe, so der Bürgermeister, dass die Siebenbürger Sachsen die Kraft und den Willen aufbringen, eine Brücke nach Rumänien zu schlagen. Er plädierte für ein „neues Miteinander im Bewusstsein einer gemeinsamen Geschichte zum Wohle unserer Kinder und unseres europäischen Hauses“.
Folklore-Gruppe „Cununa de pe Somes“ (Kranz von Somesch)
Mit „Bine ati wenit“ (Herzlich willkommen), begrüßte Landrat Hagen Jobi die rumänische Delegation zum Deutsch-Rumänischen Kulturtag, der seit Jahren in vielen Städten als Beitrag zur Völkerverständigung in einem geeinten Europa begangen werde. Diese Begegnungen seien wichtig, man könne eine Menge voneinander lernen. Jobi zeigte sich überzeugt davon, dass man viele Bürger dafür gewinnen könne, damit sich daraus ein fester Bestandteil des Kulturlebens entwickele. Insbesondere hier in der großen Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen in Drabenderhöhe. Ein neues, friedliches, modernes und starkes Europa entstehe und bestehe nicht nur aus politischen Entscheidungen, sondern vor allem durch das Miteinander der Menschen, die den kulturellen Austausch in einem vereinten Europa fördern.
Der Dank des CDU-Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen ging an Bürgermeister Cretu, der nach dem Brand der Kirche in Bistritz für den Wiederaufbau 300 000 Euro zur Verfügung gestellt hatte. Das sei eine „tolle Tat“ gewesen. In Bistritz, der umweltfreundlichsten Stadt Rumäniens, sei jeder Stein sehenswert, meinte Löttgen abschließend.
Für den rumänischen Konsul war es eine Freude, „hier in diesem Haus einen Kulturabend erleben zu dürfen“. Schmunzelnd erklärte er: Er persönlich verstehe besser die europäische Kultur als den Lissabonner Vertrag. Das gemeinsame christliche Europa sei ein Meilenstein des modernen Europa.
Bürgermeister Cretu bedankte sich abschließend für die „Herzlichkeit und Wärme, mit der wir empfangen wurden“. Noch einmal betonte er, dass man sich, obwohl biologisch nicht verwandt, mit den Siebenbürgern im Geiste verbunden fühle und sich bewußt sei, dass deren Erbe gepflegt werden müsse. „Was wir tun, tun wir nicht für unsere Vorfahren, sondern für unsere Kinder und Enkel, die in einem vereinten Europa leben sollen“, so Cretu.
Ulla Schenker
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