„Wir sind daheim.“ Unter diesem Motto feierte die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Siebenbürger Sachsen ihr 60jähriges Bestehen in der Gummersbacher Stadthalle. Groß war die Teilnahme der aus allen Landesteilen angereisten Siebenbürger, die zunächst an einem Gottesdienst in der Stadtkirche teilnahmen. Beim anschließenden Festzug zur Stadthalle präsentierten sich Männer, Frauen und Kinder in ihren wunderschönen Trachten. Begleitet wurden sie unter anderem von den Blaskapellen aus Gummersbach, Drabenderhöhe, Herten und Overath.
An der Jubiläumsfeier, die unter der Schirmherrschaft von Hannelore Kraft, NRW-Ministerpräsidentin stand, nahmen zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens teil. Unter ihnen Landrat Hagen Jobi, der rumänische Generalkonsul Dr. Vlad Vasiliu, Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein, sowie Dr. Bernd Fabritius, Bundesvositzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen. Die Festrede hielt Mark Jan Eumann, Staatssekretär für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien.
„Wir sind daheim“, diese Worte sprach Robert Gassner aus tiefstem Herzen aus, als 1965 die Siebenbürger Sachsen Siedlung in Drabenderhöhe eingeweiht wurde. Dies rief der Landdesvorsitzende Rainer Lehni in Erinnerung, als er die vielen Gäste begrüßte und auf die Entstehung weiterer Siedlungen in NRW einging. An diese Erfolgsgeschichte habe vor 60 Jahren sicherlich niemand gedacht, meinte Lehni. Er betonte, dass sich die Tradition der Siebenbürger gut in die deutsche Kulturlandschaft einfüge. Er sprach die Hoffnung und den Wunsch aus, dass die seit 50 Jahren bestehende Patenschaft des Landes NRW auch weiter Früchte trage. „Es hat geklappt und darauf können alle Stolz sein“, so Landrat Hagen Jobi, der den Siebenbürgern namens des Oberbergischen Kreises Respekt, Dank und Anerkennung für die vorbildliche Integration zollte, wobei der gebürtige Siebenbürger schmunzelnd meinte: „Ich muss aufpassen, dass der siebenbürgische Gaul mit mir nicht durchgeht“.
Die Tradition verpflichte zum Dialog und zum Brückenbau, auch mit den in Siebenbürgen verbliebenen Landsleuten, deren Schicksal weiter zu begleiten sei.
„Menschen erkennen oft erst was Heimat bedeutet, wenn sie die Heimat verloren haben“, sagte Bürgermeister Frank Helmenstein, der namens von Rat und Verwaltung der Stadt Gummersbach zum Jubiläum gratulierte. Halt, Orientierung und Geborgenheit hätten die Siebenbürger gefunden, die vor 45 Jahren ins Oberbergische kamen. „Ich bin siebenbürgisch sozialisiert worden“, resümierte Bodo Löttgen (CDU/MdL) und betonte, dass ihm die Gespräche mit „Freunden in Drabenderhöhe“ viel bedeuten würden. Der Oberbergische Kreis sei geographisches Zentrum der Siebenbürger Sachsen in NRW. „Sie bereichern mit ihrer Musik, Kunst und Tradition unsere Heimat“, so Löttgen.
Als Vertreter der rumänischen Regierung und als Freund der Siebenbürger Sachsen gratulierte der rumänische Generalkonsul Dr. Vlad Vasiliu mit einem „weinenden Auge, weil Sie nach über 800jähriger Geschichte begonnen haben, das Land zu verlassen“. Er bedauere, dass den Minderheiten so viel Leid zugefügt worden sei. Der Verband der Siebenbürger Sachsen stelle den roten Faden in den deutsch-rumänischen Beziehungen dar. Ohne den Einsatz des Verbandes für den Erhalt des siebenbürgischen Kulturguts in Rumänien „wären wir um vieles ärmer“. All das, was das Leben in der alten Heimat ausmachte, werde auch hier gelebt: lebendige Gemeinschaft und Solidarität. Das betonte Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in seinen Grußworten. Die Siebenbürger seien in NRW bestens integriert. Jetzt gelte es, die eigene Identität an die Kinder weiter zu geben. „Wir Siebenbürger sind deutsch und sollten nicht in Verbindung gebracht werden mit Menschen, denen Sprachen und Sitten fremd sind“, resümierte Fabritius.
Ministerpräsidentin und Schirmherrin Hannelore Kraft ließ Grüße überbringen durch Staatssekretär Marc Jan Eumann. Er bedankte sich dafür, dass „Sie sich so eingebracht haben“. Die Geschichte der Siebenbürger in NRW sei eine Erfolgsgeschichte. Auf der Suche nach einer neuen Heimat, wo alte Bräuche gelebt werden konnten, seien alle schnell heimisch geworden.
Landesfrauenreferentin Karin Roth stellte die Arbeit der Frauen vor, deren Hauptaufgabe die Weitergabe von Kultur und Brauchtum sei. In der Stadthalle konnte man sich an einigen Ständen darüber informieren. Bereichert wurde die Jubiläumsveranstaltung noch durch Lied- und Musikvorträge von Hildegard Bergel-Boettcher und Andrea Gatzke, Conny Melzer und Carmen Daniela sowie vom Festruf der Blaskapellen. Vorführungen der Tanzgruppen sowie das Singspiel von Susanna Kräutner „Ein Jahr im Weinberg“ rundeten den Tag ab. Unter dem Motto „Wir sind daheim“ wurde auch eine Festschrift herausgegeben, die einen Überblick über sechs Jahrzehnte gibt, hunderte von Fotos beinhaltet sowie über Festtrachten, den Bundesverband und die Landesgruppen berichtet. Die Festschrift eignet sich gut als Geschenk. Sie kostet 20 Euro.
Ursula Schenker