Beeindruckt zeigte sich der neue Landesbeirat für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Spätaussiedler mit Heiko Hendriks an der Spitze bei einem Besuch von der Siebenbürger Sachsen Siedlung in Drabenderhöhe.
Nach einer Sitzung im Kulturhaus besichtigten die Delegierten unter anderem Heimatstube, Kreisverkehr, Heimatwerk und Altenheim bevor sie auf den Turm der Erinnerung stiegen und von hoch oben einen wunderschönen Blick auf die bucklige Welt des Oberbergischen Kreises genossen.
Dem Landesbeirat, den es seit 70 Jahren gibt, gehören 15 Mitglieder an, die sich zweimal jährlich treffen. „Die Menschen wissen, wovon sie sprechen“, sagte Hendriks, weil unter ihnen Vertriebene seien, die noch persönlich Flucht, Vertreibung oder Aussiedlung erlebt oder erlitten hätten. Vertreter von Organisationen von Aussiedlern und Spätaussiedlern, aber auch Experten aus Einrichtungen der Kulturpflege gehören ebenfalls dazu. Der Beirat ist im Ministerium für Kultur und Wissenschaft angesiedelt und berät die NRW-Landesregierung in allen Entscheidungen, die diese Zielgruppe betreffen.
Nach der internen Sitzung im Kulturhaus begrüßte Bürgermeister Ulrich Stücker die Beiratsmitglieder. Er betonte, dass Wiehl ein munteres und lebendiges Städtchen im Oberbergischen sei, in dem man sich gemeinsam mit den Bürgern Gedanken um die Gestaltung der Zukunft mache. Die Siebenbürger Sachsen seien wichtiger Bestandteil der Stadt und er sei „immer wieder gerne hier“. Die Traditionen der Menschen seien eine Bereicherung für die Stadt und das Miteinander funktioniere gut.
Das sich der Beirat während seiner Sitzungen im Land umschaue, sei etwas Neues, so Hendriks in seinen Grußworten an Stücker sowie an Landrat a.D. Hagen Jobi, der früher ebenfalls Mitglied des Beirats war. Man wolle mit den Menschen ins Gespräch kommen und vor Ort das eine oder andere besichtigen. „Bitte werten Sie unseren Besuch als Wertschätzung für Ihre Arbeit in Wiehl!“, sagte Hendriks in Richtung von Rainer Lehni, Landesvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender der Siebenbürger Sachsen, Harald Janesch, NRW-Ehrenvorsitzender, Enni Janesch und Horst Kessmann, Vorsitzende der Kreisgruppen von Drabenderhöhe und Bielstein/Wiehl.
Rainer Lehni gab einen kurzen Abriss über die 875-jährige Geschichte der Siebenbürger Sachsen von der Ansiedlung in Rumänien, Bewahrung deutscher Traditionen über die schlimmsten Jahre im Zweiten Weltkrieg, verbunden mit Flucht und Enteignung bis in die 80er Jahre, wo sich dann viele entschlossen haben die Heimat zu verlassen und ausreisten. Heute, so Lehni, lebten noch rund 10 000 Siebenbürger Sachsen in Rumänien. Abschließend führte er aus, dass aus der ehemaligen Bezeichnung „Landsmannschaft“ im Jahr 2009 der „Verband der Siebenbürger Sachsen“ wurde, der eine eigene Zeitung heraus gibt, die weltweit verschickt werde.
Die größte Siebenbürger Sachsen Siedlung hier in Drabenderhöhe, die anfangs für 1000 Menschen gebaut werden sollte und nach vier Bauabschnitten heute zweieinhalb Tausend Menschen Heimat gibt, stellte Enni Janesch vor. Janesch, die seit über 50 Jahren hier wohnt, bezeichnete sich als „Urgestein“ von Drabenderhöhe und verriet, dass sie sich „hier sehr wohl fühlt“. Sie betonte die lebendige Vielfalt im Dorf, in das die Siebenbürger ihre Traditionen mitgebracht, sich aber auch in den Dorfvereinen engagiert haben, so dass die Integration hervorragend abgeschlossen worden sei.
Horst Kessmann stellte als jüngste Kreisgruppe Bielstein/Wiehl vor, die 1988 gegründet wurde und kürzlich ihr 30-jähriges Bestehen in der Wiehltalhalle feierte. Motto: „Wir lieben und leben unsere Tradition“. Vier Tanzgruppen sowie Theatergruppen bereichern unter anderem das Leben der rund 250 Mitglieder.
Abschließend dankte Hendriks denjenigen, die sich seit Jahren hier für die Gemeinschaft engagiert haben.
Ursula Schenker