Auf dem Turm der Erinnerung leuchten die Adventskerzen, unten auf dem Robert-Gassner-Hof erstrahlt der große Weihnachtsbaum im Glanz der Lichterketten. Nach und nach füllt sich der Hof mit Menschen, dick eingepackt in warmen Wintersachen. Es ist kalt. Minus ein Grad. Dennoch sind viele gekommen, um sich mit der weihnachtlichen Brauchtumsveranstaltung „Puer natus – Ein Kind ist uns geboren“ auf das bevorstehende Weihnachtsfest einstimmen zu lassen.
Es war Johann Widmann (†) aus der Heimatortgemeinde Scharosch, der 2002 diese siebenbürgische Tradition mit Unterstützung des Altenheims und der Kreisgruppe hier in Drabenderhöhe wieder zum Leben erweckte. Nachdem Ulrike Horwath, Vorsitzende des Adele-Zay-Vereins namens des Alten- und Pflegeheims und der Kreisgruppe die Gäste begrüßt hatte, ging ihr Dank an das Blasorchester, den Honterus-Chor und den Kinderchor „Drabenderhöher Spatzen“ für deren Einsatz bei dieser Veranstaltung.
Unter Leitung von Michael Schumachers spielen die Bläser eingangs „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ und „Kommet ihr Hirten“. Honterus-Chor, Kinderchor und die Besucher stimmen in die Lieder mit ein. Pfarrer i.R. Hans Klein liest aus dem Weihnachtsevangelium: „Es begab sich zu der Zeit…“
Dann erklingt ein Stimmchen, singt so rein, zart und klar, dass manchem Erwachsenen vor Staunen der Mund offen stehen bleibt. Es ist die sechsjährige Anna Kirchner aus Engelskirchen, die seit rund zwei Jahren zu den Drabenderhöher Spatzen gehört. Regine Melzer übte mit Anna und den anderen drei Mädchen den lateinischen Liedtext ein. „Puer natus in Bethlehem – unde Gaudet Jerusalem“ (Ein Kind geboren in Bethlehem, des freuet sich Jerusalem) ertönte im Wechselgesang mit Honterus-Chor und Gemeinde. Anna beeindruckte mit wunderschöner Stimme, zeigte sich ton- und textsicher. Nach der Aufführung stürmten viele Besucher auf das kleine Mädchen zu, beglückwünschten es, sagten unter anderem: „Das war toll! Bezaubernd–Grandios! Einfach super!“ Anna, die erst im Sommer eingeschult wurde, sagte: „Ich habe immer mit meiner Mama den Text gesungen und geübt. Es war nicht schwer!“
„Dieser Wechselgesang ist alle Jahre wieder etwas Besonderes“ sagte Heimleiter Friedrich Barth und betonte, dass „Puer natus“ eine von vielen traditionellen Veranstaltungen aus Siebenbürgen sei. Er dankte dem Blasorchester, „das weit hin zu hören war“, der kleinen Anna, die „engelsgleich gesungen und die Erwachsenen berührt habe“ sowie Regine Melzer für die Vorbereitungen und das Üben mit den Kindern in deutscher und lateinischer Sprache.
Barth betonte, dass „Erinnerungen an alte Zeiten wach werden und Raum in unseren Herzen gewinnen.“ „Puer natus“ sei „Gottes Liebeserklärung an diese Welt“. Sie reiche weit zurück in die Weltgeschichte bis hin zu den Menschen, die als erste die Engelsbotschaft gehört hätten. Kurz ging er auch auf den Unfrieden in der heutigen Welt ein, erinnerte dabei an die Botschaft der Engel: „Fürchtet euch nicht!“
Abschließend dankte die Drabenderhöher Kreisvorsitzende Enni Janesch allen Mitwirkenden und Besuchern für die Teilnahme an diesem schönen Brauchtumsfest. Gemeinsam sangen noch alle „O du fröhliche“ und „Stille Nacht“. Danach traf man sich zu Gesprächen im Pavillon des Altenheims, ließ sich dazu Glühwein, Hanklich und Schmalzbrot schmecken.
Übrigens: der aus Scharosch stammende Andreas Thalmann versorgt nach der Veranstaltung als Dankeschön seit zehn Jahren die Musiker des Blasorchesters und weitere Gäste mit leckerem Wein.
Ursula Schenker
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Fotos: Christian Melzer