Auch in diesem Jahr ritt Sankt Martin am Martinstag auf seinem weißen Pferd durch Drabenderhöhe. Anders als in den letzten Jahren zogen dieses Mal keine Kinder hinterher. In einem öffentlichen Brief an den Heimatverein berichtet er von seinen Eindrücken, als er an den Kindergärten und der Grundschule vorbeikam.
„Hallo lieber Heimatverein,
schade, dass ihr eure Ideen alle absagen musstet. Ich war das gar nicht gewohnt! Die vielen fröhlichen Kinder haben mir dann doch heute früh zu sehr gefehlt. Ach wie schön waren die letzten Jahre, als hunderte kleine und große Kinder hinter mir herzogen und mit der Musik des Blasorchester Siebenbürgen – Drabenderhöhe die schönen Martinslieder sagen, als der Förderverein der Freiw. Feuerwehr Wiehl – LG Drabenderhöhe e.V dafür sorgte, dass wir alle sicher im Umzug unseren Kreis ziehen konnten.
Heute war alles anders und zu ruhig. So machte ich mich mit meiner Frau und meinem Pferd Pü auf einen Spaziergang durch euer wunderschönes Drabenderhöhe: Von meinem Zuhause zog es mich durch Scheidt und über die Felder am Adele-Zay-Kindergarten vorbei. Die Kinder waren draußen! Und sie jubelten mir schon aus der Ferne zu und begrüßten mich mit selbstgebastelten Laternen. Ich durfte ja leider nicht in den Garten. Also blieb ich mit mehr als ausreichend Abstand vor dem Zaun stehen. Auf der Wiese genoss mein Pferd Pü einen kleinen Snack.
Nach einem kurzen Pläuschchen mit den Kindern über den Zaun, zogen meine Frau und ich mit Pü weiter. An der Grundschule sahen uns ein paar Kinder durch die Fenster der Klassen und winkten uns ganz aufgeregt. Dann hielt es sie aber nicht mehr auf ihren Plätzen und es zog sie nach draußen. Ein schöner Moment die Kinder zu sehen, die in den vergangenen Jahren immer sich mit viel Mühe daran machten, meine Geschichte als Theaterstück aufzuführen. Aber auch das Schulorchester probte die letzten Jahre immer schöne Lieder ein, die mir das ganze Jahr als Ohrwurm nicht aus dem Kopf gingen.
Leider standen sie soooo weit weg, dass ich mich nicht nach ihrem Wohlbefinden erkundigen konnte. Aber auch sie winkten mir mit viel Gejohle und Freudenschreien zu. Daher glaube ich sehr, dass es ihnen aktuell gut geht.
Als letztes war ich neugierig, wie es den Kleinen im evangelischen Kindergarten geht. Eigentlich ist ja eine Mauer um den Kindergarten und ich fand keine Möglichkeit zu schauen. Plötzlich zog Pü in eine bestimmte Richtung. Ich war sehr verwundert. Denn eigentlich ließ sie sich immer schön von meiner Frau führen ohne sich an irgendetwas zu stören. Aber hier hatte sie sie nicht halten können. Nach einigen Metern war mir klar, was Pü auffiel: Ein Weg, der voll mit saftigen Gras war.
Während sie sich wieder einen Snack genehmigte, sahen wir zufällig den Garten des Kindergartens von hinten. Meine Chance, mich auch hier nach dem Wohlbefinden zu erkundigen. Ich ritt etwas an den Zaun und konnte von meinem Pferd aus sicherer Entfernung viele lachende und glückliche Kinderaugen sehen. Nach einigen Minuten verabschiedete ich mich aber wieder und wir zogen nach Hause. Wohlwissend, dass alle Kinder in der aktuellen schweren Zeit noch strahlen können.
Meine Frau, ich und Pü sind uns aber sicher: Nächstes Jahr freuen wir uns wieder auf den Umzug und den vielen Kindern beim Theaterspiel und beim Singen. Es war ein schöner Tag, aber anders.
Euer Sankt Martin
PS: Ich habe ein paar Erinnerungsfotos für euch gemacht.“