Mit dem kulturellen, sozialen und politischen Engagement von Enni Janesch, die am 13. Januar das 80. Lebensjahr vollendet, könnte man Seiten füllen. Seit Einweihung der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung 1966 in Drabenderhöhe setzte sie sich ehrenamtlich für Erhalt und Pflege des Brauchtums auf allen Ebenen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ein und hat über die Stadt Wiehl hinaus die Siebenbürger Sachsen im Oberbergischen Kreis und Land Nordrhein-Westfalen bekannt gemacht.
Für ihre zahlreichen Verdienste erhielt sie hohe Auszeichnungen unter anderem 2009 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, den Silbernen Wiehltaler der Stadt Wiehl sowie vom Verband der Siebenbürger Sachsen das Goldene Ehrenwappen und die Plakette „Pro Meritis“.
Das Gemeindehaus für die Feier zum 80. wurde schon vor einem Jahr gebucht. „Aber in Zeiten der Pandemie ist an eine Feier nicht zu denken“, sagt Enni Janesch. Sie bedauert das zwar, ist aber gleichzeitig froh und dankbar darüber, dass sie mit Ehemann Harry „Zweisamkeit und tolle Spaziergänge im nahen Wald genießen kann“. „Wenn wir noch ein paar glückliche und gesunde Jahre miteinander verbringen können, wäre das ein Geschenk, das man gerade in der heutigen Zeit nicht hoch genug bewerten kann.“ Gleichzeitig wünscht sie sich, „dass unser Familienleben mit unseren Söhnen Jürgen und Stefan sowie unseren drei Enkelkindern so harmonisch bleibt wie es ist“.
Obwohl sie vor zwei Jahren das Amt der Kreisvorsitzenden in jüngere Hände legte, liegt ihr das Wohl und Wehe ihrer Landsleute noch sehr am Herzen: „Immer wieder werde ich um Rat gefragt, da kommt keine Langeweile auf.“ Nach wie vor kümmert sie sich um das kleine Heimatmuseum im Kulturhaus, welches im vergangenen Jahr durch die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen digitalisiert wurde. In 2020 brachte sie mit Ehemann Harry den Turm der Erinnerung auf Vordermann, um an dem vom Land NRW ausgeschriebenen Wettbewerb eines Heimatpreises teilzunehmen. In Zeiten des Lockdowns fühle sie sich per App gut vernetzt mit Landsmannschaft, Familie und Freunden: „Wir halten viele Kontakte, das erspart uns sicher den Psychologen, aber wir vermissen die freundschaftlichen Zusammenkünfte.“
Ohne Unterbrechung ist Janesch seit 1979 im Vorstand der Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen. Von 1988 bis 2003 war sie stellvertretende Vorsitzende und von 2003 bis 2019 führte sie als Vorsitzende die Geschicke der Drabenderhöher Kreisgruppe, legte dann das Amt in jüngere Hände und wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Unter ihrer Leitung wurden Kronenfest und die Brauchtumsveranstaltung Puer natus in der Adventszeit ebenso zur festen Einrichtung wie die Weihnachtsbeleuchtung im Ort. Zahlreiche Veranstaltungen wie Gedenkfeiern zur Evakuierung der Nordsiebenbürger und die Deportation in die Sowjetunion sowie die Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen der Siedlung in Drabenderhöhe fanden unter ihrer Federführung statt.
Von 1994 bis 2014 war sie im Rat der Stadt Wiehl . Sie gehörte zum Vorstand des Adele-Zay-Hilfsvereins (Träger des Alten- und Pflegeheims) und zum Deutsch-Siebenbürgischen-Rumänischen Freundeskreis der Partnerstädte Wiehl-Bistritz. Ferner setzte sie sich für die Elena-Muresanu-Stiftung (Sitz Drabenderhöhe) ein, die ein Schülerwohnheim in Hermannstadt unterstützt.
Im Bundesvorstand war sie Beisitzerin und von 1995 bis 2011 Bundesreferentin für Frauen, Familie und Aussiedlerbetreuung. Auf Landesebene führte sie von 1991 bis 2010 als Vorsitzende die Geschicke der Vereinigten siebenbürgisch-sächsischen Chöre NRW. Ihre große Leidenschaft war das Singen mit Ehemann Harry im Honterus-Chor, dem beide in diesem Jahr 50 Jahre angehören. 30 Jahre leitete Enni die Theatergruppe des Chors, führte Regie beim alljährlichen Katharinenball, der ein Stück in siebenbürgisch-sächsischer Mundart aufführte.
Anna Janesch, geborene Kellner (von allen Enni genannt), wurde am 13. Januar 1941 im siebenbürgischen Stein geboren. Der Vater blieb nach dem Krieg in Deutschland, die Mutter wurde an ihrem vierten Geburtstag in die Sowjetunion deportiert. Enni wuchs bei den Großeltern auf. Ihre Eltern sah sie erst mit 17 Jahren in Oberhausen wieder. Sie legte 1968 an der Pädagogischen Hochschule Bonn das erste Staatsexamen ab, arbeitete als Lehrerin in Kierspe, Bielstein und von 1978 bis 2003 an der Gemeinschaftsgrundschule in Drabenderhöhe. „Ich war gerne Lehrerin“, erzählt Janesch und freut sich darüber, wenn sie noch heute Eltern ansprechen und erzählen, was aus ihren Kindern geworden ist. 1965 zog sie nach Drabenderhöhe, lernte hier Harald Janesch kennen, den sie 1968 heiratete.
Geprägt von der Gemeinschaft in Stein engagierte sich Enni Janesch schon in Oberhausen für die Jugend. In Drabenderhöhe gründete sie 1965 die Volkstanzgruppe und leitete gemeinsam mit Harry 1971 und 1973 die ersten beiden Internationalen siebenbürgisch-sächsischen Jugendlager. Diese Jugendlager sind die Vorläufer der heutigen Föderationsjugendlager.
Wie sie es geschafft hat, die vielen Ämter und die dazu gehörenden Aufgaben unter einen Hut zu bringen? Enni lächelt, sagt: „Etwas Disziplin und Organisationstalent gehören schon dazu, aber das Wichtigste sei, dass man es gerne macht.“ Sie habe immer viel Anerkennung, Freundschaft und Zuspruch bei ihrer Arbeit erfahren und das habe sie motiviert.
Ursula Schenker
Liebe Enni, als einer Deiner nächsten und ältesten Anverwandten, habe ich Dich für Deine großartige Arbeit und Deinen Einsatz für unsere Siebenbürger Sachsen und die Steiner Nachbarschaft bewundert und geschätzt. Auch unsere Vorfahren waren in der Gemeinde Stein sehr viel ehrenamtlich tätig. Mit deiner Arbeit führst du diese Tradition gebührend weiter. Alles Liebe und Gute zu Deinem 80. Geburtstag, wünschen Dir, Ida und Harald mit Familie