Seit rund vier Jahren ist der Gasthof Lang geschlossen. Die Traditionsgaststätte war zuletzt unter dem Namen „Teufelsküche“, davor unter dem Namen „Zur Dorfschänke“ bekannt. Nun haben die Eheleute Petra und Rolf Lang die Gaststätte an der Drabenderhöher Kirchenkreuzung an den Gastronomen Ercüment Yildiz verkauft, der seit 2016 die Pizzeria Life am Siebenbürger Platz betreibt. Yildiz will den Gasthof Lang komplett abreißen und ein neues Wohn- und Gewerbehaus errichten.
Die Oberbergische Volkszeitung (OVZ) hat den neuen Eigentümer nach seinen Plänen befragt und schreibt: „Yildiz will an der Hauptkreuzung ein Haus mit zwei Wohnungen und zwei Ladenlokalen bauen und in eine der beiden Gewerberäumlichkeiten am liebsten selbst mit seinem Imbissrestaurant einziehen. Ob und wie das gelingt, hänge noch vom Erfolg des Bauantrags ab, den er bald bei der Stadt einreichen werde.“
Den Ankauf und den Abriss der Gaststätte erwog zeitweise auch die Stadt Wiehl, die dort einen Kreisverkehrsplatz errichten wollte, um die schwierige Verkehrssituation an der Kreuzung zu entschärfen. Doch weil der Platz für einen Kreisel, der der Verkehrsbelastung entspräche, auch nach dem Abriss des Gebäudes nicht ausreichen würde, zog sich die Stadt 2019 von diesen Plänen wieder zurück.
Auch der Heimatverein hatte sich mit einigen Interessierten das Gebäude angeschaut und nach gründlicher Überlegung und Beratung mit Fachleuten dann doch von einem Kauf Abstand genommen.
Marco Lang, der Bruder des Eigentümers Rolf Lang, schreibt auf Facebook: „Vier Jahre lang haben wir versucht, Käufer zu finden. Durch den Leerstand wurde die Substanz leider nicht besser.“
Die OVZ zitiert Rolf Lang mit der Aussage: „Es ist ein sehr altes Haus. Der neue Besitzer hätte sehr viel Geld in die Sanierung stecken müssen.“
Dass das leerstehende Gebäude eine finanzielle Belastung ist, erläutert Marco Lang auch auf Facebook: „Alleine die Grundsteuer für das leerstehende Haus sind 426 Euro im Quartal. Rechne das mal 16 in den letzten vier Jahre und addiere noch Strom und Gas dazu, dann ahnst du, was der Leerstand kostet. Weiterhin werden leerstehende Gebäude nicht versichert, womit dann auch jeder Sturmschaden ordentlich ins Geld geht. Von daher sind wir froh, dass es endlich, wie auch immer, weitergeht. Und wir freuen uns, Familie Yildiz als neue Nachbarn zu haben.“
Nicht nur Achim Höhler, der beim Heimatverein für die Lokalgeschichte zuständig ist, bedauert, dass ein weiteres Stück der historischen Bausubstanz im Ort verloren geht, auch auf Facebook gibt es dazu einige Wortmeldungen. Maria Frank schreibt: „Wie schrecklich – seit ich Ende der 70er Jahre weggezogen bin, tut es immer wieder gut, dieses Haus gegenüber die Kirche zu sehen, wenn ich nach Drabenderhöhe komme. Hoffentlich wird dort nicht ein Betonklotz hingestellt, vermutlich aber schon.“ Sandra Weißbrodt schreibt: „Unsagbar traurig. Das Gebäude gehört für mich einfach zum Ortsbild, und an der Dorfschänke hängen so viele schöne Erinnerungen.“ Stefan Kraus: „Hoffentlich kommt da nicht so ein Beton-Hochbunker wie in Oberwiehl hin.“
Über den historischen Hintergrund des Gasthofes schreibt Achim Höhler auf der Homepage des Heimatvereins: „Der Hof Anfang ist ein Ortsteil von Drabenderhöhe. Ursprünglich bestand dieser nur aus einem Haus, welches die frühere Gaststätte Lang beherbergte. […] Anfang wurde urkundlich das erste Mal 1638 in den Kirchenrechnungen von Drabenderhöhe erwähnt. Jost „ufm Anfang“ hatte an die Kirche 1 Gulden und 5 Albus zu zahlen. Vermutlich war er Pächter eines Grundstückes oder vielleicht gehörte der ganze Hof der Kirche. Diese Pacht lässt sich bis 1646 nachweisen. In diesem Jahr ist Jost dann nach Scheidt umgezogen. […] Die Kirchenchronik berichtet, dass der große Dorfbrand am 2. Juni 1696 wahrscheinlich in einem Backhaus ausbrach, welches zum Haus Anfang gehörte und nah am Kirchenhof lag. Ein heftiger Wind sorgte innerhalb von drei Stunden für die Einäscherung der Kirche und elf Gebäuden. Vermutlich brannte dabei auch das Haus „Auf dem Anfang“ ab. Um das Jahr 1783 wechselte Peter Christoph Witscher, ein Gastwirt aus dem Kirchspiel Ründeroth seinen Wohnsitz nach Anfang. Seit dieser Zeit ist in Anfang eine Gastwirtschaft nachweisbar und war damit bis vor einigen Jahren der älteste noch bestehende Gastronomiebetrieb in Drabenderhöhe. Nach seinem Tod im Jahre 1798 führte sein Sohn Christian Peter das Unternehmen bis 1802 fort. Danach gelangte der Hof und Gastwirtschaft in die Hände der Familie Lutter. Anna Gertrud Witscher, Tochter eines Branntweinbrenners heiratete damals Johann Heinrich Lutter. Nach dem Tode von Johannes Peter Lutter 1832 muss der Betrieb von Johannes Ferdinand Haas aus Verr fortgeführt worden sein. In einem Adressbuchverzeichnis aus dem Jahre 1838 wird er als Gastwirt und Bierbrauer bezeichnet. Noch vor 1837 baute Johannes Ferdinand Haas direkt neben dem Gasthaus sein eigenes Haus und betrieb dort eine Bierbrauerei. […] Die Gastwirtschaft in Anfang wurde ab 1845 von Wilhelm Ferdinand vom Schemm weitergeführt. Er heiratete Wilhelmina Lutter, die Tochter des 1832 verstorbenen Gastwirts Johannes Peter Lutter. 1855 sind als Wirte Friedrich Wilhelm Sichelschmidt und Heinrich Caspar Friedrichs angegeben. Um 1878 lebte die Familie Herder in Anfang und um 1893 wurde die Wirtschaft von Robert Wirths betrieben. Nach 1900 kam das Haus in den Besitz von Ewald Kalscheuer. Er stammte aus Käfernberg bei Hückeswagen und heiratete 1898 Emilie Heu aus Verr. Zunächst wirkte er als Bäcker in Drabenderhöhe. Nachdem Robert Wirths in Drabenderhöhe direkt neben der Kirche ein neues Gasthaus errichtete, wechselte Ewald Kalscheuer nach Anfang und betrieb dort neben der Gastwirtschaft eine Bäckerei. Vor dem Zweiten Weltkrieg ging der Betrieb an seinen Schwiegersohn, dem Sattler Fritz Lang über. Ewald Kalscheuer starb am 3. Dezember 1941. Anfang der 1950er Jahre erweiterte er den Gasthof um einen Saalbau, wo viele Drabenderhöher Konfirmationen feierten, sich nach einer Beerdigung zur Familienfeier einfanden oder auch die Vereine probten. Fritz Lang starb mit nur 58 Jahren am 29. Juli 1968. Sein Sohn führte das Gasthaus, welches sich seit den 1950er Jahren auch „Zur Dorfschänke“ nannte, weiter. Der Gastwirt Fritz Lang war im Ort als „Wallach“ bekannt. Es heißt, als Burschen in die Wirtschaft kamen, fragte Lang, was willst Du trinken, du Wallach – dieser Ausdruck stammte noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als Lang für die Pferde zuständig war. Am 1. Juli 2011 übernahm der Enkel von Fritz Lang das Traditionsgasthaus. Das Haus nannte sich nun „Teufelsküche“ mit zahlreichen Live-Events, wie Kneipenmusik im Thekenbereich, Livekonzerten im Saal und einem alljährlichen Open Air Western BBQ. Die Gastwirtschaft wurde nach mehr als 100 Jahren im Familienbesitz am 1. Januar 2018 geschlossen.“