Er behauptet von sich selbst „immer bodenständig geblieben zu sein“ und als Anwalt mit eigener Kanzlei im oberbergischen Wiehl wollte „ich nie das große Geld machen, aber genug für meine Familie haben“. Mit dieser Einstellung, so Herwig Bosch, der am 21. September 2022 das achtzigste Lebensjahr vollendete, habe er sich immer „ein Stück Freiheit bewahrt“.
Der Mann, der über zwanzig Jahre als Vorsitzender der Kreisgruppe Drabenderhöhe seine Kraft, sein Wissen und seine Zeit für das Wohl und Wehe seiner Landsleute einsetzte mag es auch im Alter etwas ruhiger. „Ich bin seit zwei Jahren nicht mehr an meinen Computer gegangen und mein altes Handy nehme ich nur mit, wenn ich in Urlaub fahre.“ Er wollte sich von der neuen Technik nie abhängig machen, betont aber, dass es im Nachhinein „sicherlich ein Fehler war“. Briefe schreibt er von Hand, wie auch die Einladung zur Feier seines 80. Geburtstages, den er im großen Familien- und Freundeskreis feierte. Nachdenklich fügt er hinzu: „Ich bin schon für Fortschritt, aber ich habe da wohl einiges versäumt.“
Von Februar 1982 bis 2003 führte Bosch die Geschicke der Kreisgruppe, setzte sich unermüdlich für die Belange seiner Landsleute ein, sorgte dafür, dass neue Siedler nötige Hilfen bekamen und sich hier zu Hause fühlten, aber auch dafür, dass Brauchtum und Kultur in das Gemeinschaftsleben mit einbezogen wurden. Für sein über 20-jähriges Engagement als Vorsitzender und als stellvertretender Vorsitzender (1979-1982) an der Seite von Robert Gassner (†) wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. In seiner Amtszeit besuchten mehrere prominente Gäste Drabenderhöhe, darunter die Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Roman Herzog, sowie einige Patenminister von NRW und Besucher aus Siebenbürgen, Amerika, Kanada. Unvergesslich war für ihn die Feier zum 20-jährigen Bestehen der Siebenbürger-Siedlung in Drabenderhöhe „mit einem Festzug so groß, wie ich noch nie einen gesehen habe“. Als Kreisvorsitzender war Bosch Mitglied im Vorstand des Adele-Zay-Vereins, arbeitete außerdem als Rechtsreferent der Landesgruppe NRW. Im Heimatverein, dem Dachverband aller Drabenderhöher Vereine, war er mehr als 20 Jahre stellvertretender Vorsitzender. Dem Rat der Stadt Wiehl gehörte er von 1984 bis 2004 an.
Der Jubilar erblickte im siebenbürgischen Rosenau, für ihn „die Perle des Burzenlandes“ das Licht der Welt. Nach dem Besuch von Elementarschule und Honterus-Lizeum in Kronstadt reiste er 1959 nach Österreich aus, ließ sich in Wien zum Chemietechniker ausbilden. 1963 ging er nach Frankfurt, fand Arbeit bei den Farbwerken Höchst und machte 1965 sein Abitur in Würzburg. Von 1968 bis 1974 absolvierte er in Bonn ein Jurastudium. 1976 führte ihn sein Weg nach Drabenderhöhe in die damals stark wachsende Siedlung. Nachdem er kurze Zeit in einer Lindlarer Sozietät gearbeitet hatte, eröffnete er 1979 eine eigene Anwaltskanzlei in Wiehl, die heute von seiner Tochter geführt wird.
Mit Ehefrau Helga, die er 1968 heiratete, hat er eine Tochter und einen Sohn . „Als die Kinder klein waren, haben wir immer nur in Österreich Urlaub gemacht. Weiter wollten wir mit ihnen nicht fahren.“ Später habe er mit seiner Frau viele Reisen ins Ausland unternommen, unter anderem nach China, Ägypten, Israel, Mexico und Kalifornien. „Wir wollten nicht einfach nur irgendwo an einem Strand liegen, sondern andere Menschen und ihre Kulturen kennen lernen, das hat uns immer fasziniert und beeindruckt.“ Die Arbeit des Verbandes und der Drabenderhöher Kreisgruppe verfolgt er nach wie vor mit großem Interesse.
Ursula Schenker