Seinen 100. Geburtstag feierte Martin Bartesch am 11. August mit seiner Familie, engen Freunden und Rosenauer Landsleuten im Raum unter der Kapelle des Wohn- und Pflegeheims „Haus Siebenbürgen“. Tags darauf feierte er mit zahlreichen Gästen, Freunden, Mitarbeitern und Angestellten im festlich geschmückten Speisesaal des Wohn- und Pflegeheims.
Der Geschäftsführer des Hauses Siebenbürgen, Marcus van Breen, begrüßte am 11. August die Anwesenden, darunter den stellvertretenden Landrat des Oberbergischen Kreises, Prof. Dr. Friedrich Wilke, und den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Wiehl, Udo Kolpe. In seiner Begrüßungsrede sagte er: „Ein 100-jähriger Geburtstag bleibt immer etwas ganz Besonderes! Zu diesem besonderen Fest wünsche ich Ihnen Gesundheit, Glück und Gottes Segen. Ein Mensch, der 100 Jahre alt wird, muss von all diesen drei Dingen schon eine gute Portion abbekommen haben. Sie haben sich das bestimmt selber oft gefragt, ob es Schicksal, Glück, göttliche Fügung oder Zufall war, weil Sie oft in Ihrem Leben besondere Momente der Bewahrung oder Wegweisung erlebt haben, die mit großer Veränderung einhergingen. Es ist Ihnen oft gelungen, Ihren Lebensweg in eine positive Richtung zu lenken, indem Sie angepackt und für gute Bedingungen gesorgt haben. Das haben wir auch hier im Haus Siebenbürgen erlebt. Ich bin sehr beeindruckt, wie Sie sich hier immer wieder eingebracht, mitgestaltet und interessiert haben! Vielen Dank dafür!“
Dr. Friedrich Wilke, stellvertretender Landrat des Oberbergischen Kreises, wies auf das Schreiben hin, das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorher schon geschickt hatte. Er überreichte dem Jubilar einen Brief vom Land NRW und der Bezirksregierung Köln und brachte als Vertreter des Oberbergischen Kreises 300.000 herzliche Glückwünsche mit, etwa so viele Einwohner hat der Kreis.
Udo Kolpe gratulierte als stellvertretender Bürgermeister im Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Wiehl und meinte, nicht vielen sei es vergönnt, so ein hohes Alter zu erreichen, und nur wenige suchten in diesem hohen Alter noch Herausforderungen wie Martin Bartesch. Er schloss seine Gratulation mit: „Dann bis nächstes Jahr, Herr Bartesch!“
Für den Adele-Zay-Hilfsverein überbrachte die stellvertretende Vorsitzende, Brigitte Thomke, herzliche Grüße und wünschte dem Jubilar weiterhin alles Gute und Zufriedenheit im Haus Siebenbürgen.
Dann gab es ein großes Stück Torte für jeden Gast, alle Mitarbeiter und Bewohner des Hauses (128), auch für diejenigen, die nicht an der Feier teilnehmen konnten. Eine Drei-Mann-Kapelle sorgte mit Musik und bekannten Schlagern für gute Stimmung.
Martin Bartesch wurde am 11. August 1924 in Rosenau (Burzenland), der „Perle Siebenbürgens“, wie ein guter Freund immer wieder behauptet, geboren. Dort besuchte er die deutsche Volksschule und wurde bei seinem Großonkel zum Kaufmann ausgebildet. Das gefiel ihm besser als die Arbeit in der Landwirtschaft seines Vaters. Schon bald nach Beendigung der Lehre brach der Zweite Weltkrieg aus, und der junge Mann zog in den Krieg. Dreimal wurde er verwundet. Nach der dritten Verletzung wurde er in ein Lazarett nach Bergneustadt im Oberbergischen verlegt, wo er sechs Monate verbrachte. 1945 kam er von Österreich aus in russische Gefangenschaft im Ural. Nach sechs Jahren wurde er aus der „grauen Hölle“ entlassen und konnte in seine Heimat zurückkehren. Es folgten schwere Jahre in verschiedenen Berufen und Arbeitsstellen. Doch auch nach Rückschlägen ließ er sich nicht entmutigen und fing wieder neu an.
Am 14. März 1954 heiratete er in der Rosenauer Kirche Hilde, geb. Barff. 56 Jahre lang waren sie miteinander verheiratet. 1987 übersiedelte das Paar Martin und Hilde Bartesch nach Deutschland. Im baden-württembergischen Jettingen fanden sie eine neue Heimat, bis seine Frau Hilde 2010 verstarb. Viele Jahre hatte er sie nach mehreren Schlaganfällen zu Hause gepflegt. Bei einem Besuch in Leverkusen erfuhr er vom Altenheim in Drabenderhöhe. Hier im Oberbergischen, das er schon 1943 im Lazarett in Bergneustadt kennengelernt hatte, fand er ein Zuhause für seinen letzten Lebensabschnitt. Von Anfang an fühlte er sich hier wohl, lebt seither selbständig in einem Bungalow und fährt mit seinem elektrischen Roller durch das Haus und das Gelände. Zwei Bücher hat er auf dem Computer über sein Leben und die Zeitläufe geschrieben und drucken lassen. Vor Kurzem ist seine 200-seitige neue Biografie fertig geworden.
Im Laufe der Woche nimmt er Fernsehsendungen auf, stellt sie auf einem Stick zusammen und zeigt sie am Donnerstagnachmittag den interessierten Heimbewohnern. Um seine Lebenspartnerin im Heim kümmert er sich mit viel Zeit und Geduld. Wenn man ihn auf den Fluren des Hauses Siebenbürgen oder auf der Straße trifft, ist er immer ein Kavalier. Besonders freut er sich, wenn man ihn in seinem Bungalow besucht.
Der hundertjährige Martin Bartesch, körperlich und geistig fit, blickt mit Dankbarkeit auf sein Leben zurück und mit Zuversicht in die Zukunft. Herzlichen Glückwunsch zum 100. Geburtstag, alles Gute, Zufriedenheit und Gottes Segen im neuen Lebensjahr und „nor de Geseangd!“
Enni Janesch