Annähernd 200 Leute fanden am 29. Februar den Weg ins Hermann-Oberth-Haus zur Mitgliederversammlung der Kreisgruppe Drabenderhöhe der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Die Vorsitzende Enni Janesch zeigte sich dann auch sehr erfreut über die rege Teilnahme und begrüßte erstmals auch Teilnehmer aus der ehemaligen Kreisgruppe Overath, die aufgelöst wurde und deren Mitglieder sich der Kreisgruppe Drabenderhöhe angeschlossen haben.
Mit Kaffee und Kuchen, bereitgestellt vom siebenbürgischen Frauenverein, wurden die Mitglieder der Drabenderhöher Kreisgruppe empfangen.
Nach der Begrüßung der Gäste durch die Vorsitzende Enni Janesch folgte ein Grußwort von Hagen Jobi, der die Realitätsverzerrung durch die Medien kritisierte und die besondere Bedeutung des Ehrenamtes hervorhob.
Die Integration der Siebenbürger Sachsen sei schon lange kein Thema mehr. Einen Einheimischen auf dieses Thema angesprochen, hätte dieser augenzwinkernd gesagt, er würde sich mehr Sorgen wegen den Spannungen zwischen den Nord- und Südsiebenbürgern in Drabenderhöhe machen.
Pfarrer i.R. Kurt Franchy wies auf die wichtige Brückenfunktion hin, die die Siebenbürger Sachsen in den Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien wahrnehmen könnten.
Das Engagement der Siebenbürger Sachsen sei besonders jetzt wichtig, wo Rumänien den Beitritt zur Europäischen Union anstrebe.
Franchy bat auch wieder um Unterstützung und Spenden für den „Turm der Erinnerung“, der voraussichtlich im Mai dieses Jahres eröffnet werden wird.
Enni Janesch stellte die Doktorarbeit „‚Ghetto‘ oder gelungene Integration?“ von Katrin Ingenhoven vor. Dass die „Siebenbürger-Sachsen-Siedlung“ als „Ghetto“ bezeichnet wird, fanden einige Anwesende völlig unpassend. Enni Janesch stellte dann aber klar, dass der Titel der Doktorarbeit als Frage gedacht ist, die von der Autorin schließlich damit beantwortet wird, dass die Wohnkonzentration der Siebenbürger Sachsen in Drabenderhöhe nicht (!) zu einer Ghetto-Bildung geführt hat.
Die Autorin stellt allerdings auch fest, dass die Siebenbürger-Sachsen-Siedlung keinen exemplarischen Charakter besitzt, sondern eher den Ausnahmefall einer gelungenen Integration darstellt. Dies sei vor allem auf die optimalen Rahmenbedingungen, die bei der Entstehung und Entwicklung der Siedlung herrschten, zurückzuführen.
Eine Modernisierung war bei der Nachbarschaftsordnung nötig. Einer „Nachbarschaft“, deren Aufgabe die Pflege der Gemeinschaft und des Brauchtums ist, kann man nun auch dann angehören, wenn man kein Mitglied der Landsmannschaft ist. Die vier Nachbarschaften der Kronstädter Gasse wurden zu einer zusammengefasst, insgesamt gibt es in Drabenderhöhe nun 14 Nachbarschaften.
Nach 36 Jahren wird „Unser Bote“ eingestellt. Die intensive Suche nach einem Redaktionsteam war erfolglos.
Der Besuch des Bundespräsidenten wird nur von kurzer Dauer sein. Am 1. April wird Johannes Rau ca. 10 Uhr im Hermann-Oberth-Haus empfangen werden, unter anderem auch von mehreren siebenbürgischen Vereinen. Anschließend wird er im Altenheim Gespräche mit einigen Siebenbürger Sachsen führen und dann auch gleich wieder zum nächsten Termin aufbrechen.
Zum Abschluss der Mitgliederversammlung wurde eine Diaschau mit Aufnahmen von Pfarrer i.R. Hans Binder über die Kirche in Malmkrog gezeigt. Die Wandmalereien in dieser Kirche sind in Siebenbürgen einzigartig. Die Fresken schuf ein Maler im späten 14. Jahrhundert, dem die höfische Frühgotik zwischen Siena, Avignon, Burgund und Böhmen wohl vertraut war. Zusammen mit den früheren, um 1350 entstandenen, leider schlecht erhaltenen, Wandmalereien der Mittelschiffnordwand bilden sie das umfangreichste Wandmalereiensemble Siebenbürgens aus dem 14. Jahrhundert. Malmkrog ist heute mit 140 evangelischen Gemeindegliedern eine der größeren Kirchengemeinden in Siebenbürgen.
Günther Melzer
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