Mobilität nimmt im ländlichen Raum einen zunehmend höheren Stellenwert ein. Damit alle Bürgerinnen und Bürger mobil sein können, ist ein gutes Nahverkehrsangebot unverzichtbar. Die dezentralen Siedlungsstrukturen und Flexibilisierung der Arbeit und Freizeitgestaltung stellen den ÖPNV vor neue Herausforderungen und tragen zu einem hohen Anteil des motorisierten Individualverkehrs im ländlichen Raum bei.
Um diesen Herausforderung zu begegnen und Alternativen zum PKW zu schaffen, haben der Oberbergische Kreis, die Stadt Wiehl und die OVAG gemeinsam ein Pilotprojekt erarbeitet. Mit diesem Pilotprojekt soll ein neues und flexibles Angebot im Nahverkehr erprobt werden. Dazu sollen zukünftig, als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV, die Bürgerinnen und Bürger fahrplanunabhängig ein „Rufbus auf Abruf“ nutzen können. Begleitet und unterstützt werden die Beteiligten durch die Firma IOKI, bei der es sich um eine Tochterfirma der Deutschen Bahn handelt und die sich auf solche neuen Verkehrssysteme spezialisiert hat.
Anders als Bürgerbusse oder Ruftaxis hat der Rufbus keine feste Route und keinen festen Fahrplan. Er verkehrt innerhalb eines festgelegten Korridors zwischen Wiehl-Zentrum und Drabenderhöhe und verbindet somit auch weite Teile des westlichen Wiehler Stadtgebietes. Das Fahrzeug kann zukünftig einfach per App über das Smartphone angefordert werden, wird aber auch telefonisch buchbar sein. Er befördert dann den Fahrgast innerhalb des Korridors an das gewünschte Ziel.
Dazu werden die bestehenden Haltestellen innerhalb des Korridors genutzt. Zusätzlich werden dutzende neue Haltepunkte ausschließlich für den Rufbus neu angelegt, damit die Fahrgäste nicht mehr als 250 m Fußweg zum nächsten Haltepunkt gehen müssen. Dadurch werden die Dörfer im Korridor untereinander effektiv und schnell verknüpft.
„Mehr Flexibilität im ÖPNV geht nicht“, freut sich Bürgermeister Ulrich Stücker über dieses Projekt. „Wir können das Verhalten der Menschen nicht ändern, aber wir können Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie es selber ändern. Der Rufbus eignet sich hervorragend dazu, auch einmal auf das eigene Auto zu verzichten, ob ich zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen fahre oder mich mit Freunden auf einen Kaffee verabredet habe“, so Stücker weiter.
Um der Anforderungen der Topographie und einer nachhaltigen Mobilität gerecht zu werden, wird die OVAG zwei elektrisch betriebene Fahrzeuge mit bis zu sechs Sitzplätzen einsetzen, womit auch enge Ortsdurchfahrten gemeistert werden können. Als Bestandteil des ÖPNV-Angebotes im Oberbergischen Kreis haben die Tickets des VRS Gültigkeit, wobei ein kleiner Servicezuschlag gezahlt werden muss.
Der Rufbus hat für die Bürgerinnen und Bürger gleich drei entscheidende Vorteile, die diesem System zum Erfolg verhelfen sollen:
1. Der Fahrgast entscheidet, wann er fährt.
2. Der Fahrgast entscheidet Start und Ziel der Fahrt.
3. Der Rufbus hält quasi vor der Haustüre.
Landrat Jochen Hagt betont, dass ihm dieses Projekt besonders am Herzen liegt: „Wir freuen uns, dass wir mit diesem innovativen und spannenden Pilotprojekt zukünftig neue Formen des ÖPNV im Oberbergischen Kreis nutzen können. Gemeinsam mit der Stadt Wiehl werden wir das Projekt interessiert verfolgen und schauen, inwieweit sich ein solches System in naher Zukunft auch auf andere Räume in unserem Kreis übertragen lässt.“
Noch sind nicht alle Vorbereitungen abgeschlossen, weshalb die Projektbeteiligten weiterhin mit Hochdruck an der Umsetzung arbeiten. Es gibt noch einige Detailfragen zu klären und die notwendigen technischen und infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen. Die Stadt Wiehl und der Oberbergische Kreis finanzieren das Vorhaben während der mehrjährigen Pilotphase. „Mit der Übergabe des Förderbescheides an die Stadt Wiehl haben wir einen wichtigen Schritt gemacht, damit das System im Frühjahr 2021 an den Start gehen kann“, erklärt Landrat Hagt.
Foto oben: Bürgermeister Ulrich Stücker (vorne r.) hat aus den Händen von Landrat Jochen Hagt in Drabenderhöhe den Förderbescheid fürs Pilotprojekt „Bus on demand“ entgegengenommen. Hintere Reihe (v. l.): Corinna Güllner (OVAG), Maik Adomeit, 2. Beigeordneter der Stadt Wiehl, Frank Herhaus, Kreisdezernent für Planung, Regionalentwicklung, Umwelt. Foto: OBK
Das ist wirklich eine tolle Idee. Es kommt aber besonders auf den Korridor an. Hier sollte nicht nur an die Anbindung von Drabenderhöhe an die Stadt Wiehl, sondern auch die Anbindung von Drabenderhöhe an die RB25 gedacht werden. Nur so können die „Höher“ nach Gummersbach oder Köln kommen. Sei es zum Arzt, zur Fachhochschule oder zur Uni Köln etc.