Die siebenbürgische Heimatdichterin Susanna Kräutner schickt allen Lesern einen herzlichen Frühlings- und Ostergruß. Die 94-Jährige, die in Drabenderhöhe eine neue Heimat gefunden hat, schreibt nach wie vor Gedichte und kleine Geschichten, Besinnliches und Nachdenkliches. Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine bewegten sie zu folgenden Zeilen.
Frühlingserwachen
Es taut!
Aus dem Nachtschatten das letzte Eis verschwand,
die Frühlingssonne weckt alles,
was unter Winterfrost geborgen lag.
Das Schneeglöckchen steckt sein Köpfchen raus,
sagt Winter und Frost geht schön nach Haus.
Ich läute nun den Frühling ein,
mit viel Liebe und warmen Sonnenschein.
Auch Veilchen und Krokusse folgen nach,
wie herrlich sie blühen Tag für Tag.
Nun wäre es ja auch sehr schön,
wenn die Frühlingswinde kämen,
und alles Böse was in dieser Welt passiert mitnähmen.
Die erwachende Natur nimmt wie immer ihren Lauf,
aber unsere Alltagssorgen, die hören nimmer auf.
Anstatt sich der blühenden Natur zu erfreuen,
müssen wir täglich auf Corona und Krieg aufmerksam sein.
Keine Gesellschaft, nur mit Mundschutz sprechen,
man darf das Gesetz dieser verdammten Pandemie nicht brechen.
So wurde noch ein zweites Unheil in der Welt entdeckt,
ein neues Omikron die Menschheit erschreckt!
Die einen laufen vor Schrecken davon,
die anderen sammeln sich zu Protestaktionen.
Wir Alten, wir sagen oft mürrisch und verdrossen,
Oh Himmel, hast du das alles so beschlossen.
Was soll aus allem hin und her noch werden,
es sieht nicht nach Frieden aus auf dieser Erden.
Doch Kopf hoch!
Die Pandemie soll uns nicht klein kriegen.
Wir werden kämpfen und Corona besiegen.
Mit herrlich frischem Frühlingsmut,
werden wir anpacken und fühlen, wie wohl es Herz und Seele tut.
So wie die goldenen Sonnenstrahlen den Winter vertreiben,
so soll die göttliche Frühlingskraft in unseren Herzen bleiben.
Sie soll scheinen und wachrütteln die ganze Welt ,
damit sie nicht kümmerlich in Schrecken und Krieg zerfällt.
Der Frühling ist da!
Die Zugvögel kommen, ihre Schreie erhallen in der Luft.
Nach Frieden und Freiheit ihre Stimme ruft.
So sollen auch wir Menschen zum Himmel hoch blicken,
nicht aufhören um Gnade und Frieden zu bitten.
Sehen wir was in der Welt um uns geschieht,
gepanzerte Ungeheuer durch die Lande ziehen.
Ein abscheuliches Grauen unsere Sinne bewegt,
führt uns zurück in die Vergangenheit, die hinter uns liegt.
Wir waren jung, ein Leben nur in blühenden Rosen,
wo der schreckliche Krieg unsere Heimat umtoste.
Entriss uns alles was wir geliebt, gelebt und besessen,
wie könnten wir diese unbeschreibliche Zeit je vergessen.
Nie, nie mehr wieder soll so was sein,
stimmt alle Mütter dieser Welt mit mir ein.
Wir haben unsere Söhne nicht wieder für Krieg geboren.
Unsere Vergangenheit im Krieg hat gereicht für viele Generationen.
Der Himmel möge der aufhorchenden Welt Verständnis schenken,
und Menschen berufen, die die Geschichte der Welt führen und lenken.
Das nicht ein Wahnsüchtiger den falschen Knopf drückt,
und die Menschheit in Verderben und Kriege schickt.
Doch leider hat Satan sein Werk schon getan,
in der Ukraine ein schrecklicher Krieg begann.
Wir sehen von Bomben und Granaten zerstörte Städte,
und fliehende Menschen, die auf Hilfe warten.
Ich sehe vor meinem geistigen Auge nochmals meine eigene Flucht,
aus Siebenbürgen bis Österreich
haben wir in Planwagen Geborgenheit gesucht.
Nie, nie mehr Krieg!
Herr, erhöre unser flehen,
denn es war uns im letzten Krieg
gar viel Kummer und Leid geschehen.
Lasst uns alle zusammen
in unsere alt ehrwürdigen Kirchen treten
und gemeinsam für unserer Kinder Zukunft beten.
Schenk uns O Himmel viel Freude am Frühling,
wo alles duftet und blüht,
damit wir dankbar singen, das altvertraute Lied.
Nur die Hoffnung fest gehalten,
wanke nicht bei Not und Qual.
Alles wird sich schon gestalten:
Frühling wird es doch einmal.
Susanna Kräutner