Am vierten Adventssonntag hatte der Honterus-Chor in die evangelische Kirche Drabenderhöhe zu einer Andacht eingeladen. Vor der Corona-Zeit hatte der Chor seit 1967 in der Adventszeit jedes Jahr sein traditionelles Weihnachtskonzert aufgeführt. Unter dem Motto „Die stillste Zeit im Jahr“ hatte der Chor nun zusammen mit Diakonin Andrea Ruland, die für den Andachtsteil verantwortlich war, die Veranstaltung geplant.
Dafür hatte Dirigentin des Chores, Regine Melzer, die zu dem Motto passenden Lieder ausgesucht und Rose Gubesch, eine Sängerin des Chores, las dazu kurze Texte aus der Erzählung „Die stillste Zeit im Jahr“ von Karl Heinrich Waggerl vor.
„Advent, das ist die stillste Zeit im Jahr, die Zeit der frohen Zuversicht und der gläubigen Hoffnung“, heißt es dort. So blickt auch der Chor mit Zuversicht in die Zukunft und hofft nach dem Wegbleiben einiger Sängerinnen und Sänger durch die Corona-Pandemie wieder zur vollen Stärke zurückkehren zu können.
Zur Begrüßung sagte die Diakonin: „Herzlich willkommen zum vierten Advent in unserer Kirche. Herzlich willkommen in der stillsten Zeit im Jahr – die wir heute miteinander feierlich und voller Frieden in unseren Herzen bedenken möchten. Schön, dass Sie alle mit uns Stille teilen, entdecken und spüren möchten.“
Im liturgischen Teil des Programms sang die Gemeinde mit Orgelbegleitung von Maurice Hähnel drei Adventslieder: „Wir sagen Euch an den lieben Advent“, „Tochter Zion“ und „Seht die gute Zeit ist nah.“
Die Diakonin stellte die Worte des Propheten Jesaja „Durch Stillsein und Vertrauen könntet ihr stark sein!“ in den Mittelpunkt ihrer Predigt. Dabei ging sie auf die Hektik und den Trubel der Vorweihnachtszeit ein und fragte: „Warum ist es für uns so schwer, die Adventszeit so zu nutzen, wie sie eigentlich ursprünglich erdacht gewesen ist: als die Zeit des Wartens, als die Zeit der Vorfreude auf Gottes Sohn? Haben wir es etwa verlernt, uns auf die wichtigen Dinge in unserem Leben zu besinnen; die Dinge wahrzunehmen, die unsere Herzen nicht nur erwärmen, sondern eben auch am Schlagen halten?“ Ihre Antwort hieß: „Wenn wir es schaffen ruhiger zu werden und Stille auszuhalten, dann können wir auch Gott viel näherkommen, als wir glauben. Wenn wir uns auf das besinnen, was unsere Herzen bewegt, dann werden wir automatisch stark. Wenn ich einen Wunsch für uns alle frei hätte, dann würde ich sagen: „Durch Stillsein und Vertrauen sind wir stark!“
Sie lud alle ein, einen Moment Stille zu spüren und ihn mitzunehmen nach Hause, zur Arbeit, in die Familie, zu den Freunden, in all den Trubel unseres Lebens, nicht nur zu Weihnachten. Der Honterus-Chor trug die Lieder in einem Block vor: angefangen mit dem Kanon mit der Bitte um Frieden von W. A. Mozart „Dona nobis pacem“, gefolgt von Adventsliedern zur stillsten Zeit im Jahr, „Still zünden wir ein Lichtlein an“ und „Die stillste Zeit “von L. Maierhofer, „Advent ist heute“ von O. Reich, „Schön langsam, da kommt jetzt die Zeit“ von M. Brugger und „Leise rieselt der Schnee“ von E. Ebel.
Zum Weihnachtsgeschehen sangen die Sängerinnen und Sänger „E sachsesch Chrästlied“ von E. H. Chrestel, „Es leuchtet schon der Abendstern“ von M. Bühler, ein Lied aus dem Rumänischen „Eine wunderbare Kunde“ von D. G. Kiriac und „Stille Nacht, heilige Nacht“ von J. Mohr und F. X. Gruber.
Die Vorleserin verstärkte mit den innigen, humorvollen Texten von Waggerl über Weihnachtsbräuche, wie das Singen der „Anklöpfelsinger“, das Teigrühren, der Gang zur Christmette in der Nacht, die Geburt des Kindes und das berührende „Stille Nacht“ die Aussage der Lieder. Sie schloss: „Denn, alles Heil kommt aus der Stille.“
Die Vorsitzende des Chores, Anneliese Dürr, bedankte sich bei den Sängerinnen und Sängern, der Dirigentin des Chores, Regine Melzer, für die gute Auswahl und Einstudierung der Lieder, der Diakonin Andrea Ruland für die erneute, gute Zusammenarbeit, dem Organisten Maurice Hähnel, der einen Tag zuvor 18 Jahre alt geworden war, Rose Gubesch für die Lesung der Texte und Enni Janesch für die Auswahl der Texte. Als Dank überreichte der stellvertretende Vorsitzende, Helmut Scharpel, den Mitwirkenden einen Blumenstrauß.
Nach dem Gebet und dem Segen der Diakonin gingen die Besucher zufrieden nach Hause. Sicher hatten sie Stille und Ruhe in dieser Stunde empfunden. Hoffentlich ist es manchem gelungen, Tempo aus dem Alltag herauszunehmen, Ruhe zu finden und Zeit zu haben für sich selbst und für andere.
Enni Janesch