Wie allgemein bekannt, steigt die Lebenserwartung bei uns kontinuierlich. Ob’s für jeden nur von Vorteil ist, bezweifelt der Drabenderhöher Autor Hans Otto Tittes:
Lebenshürden
von Hans Otto Tittes
Als Kind gibt es drei Dinge, die
ganz wichtig sind; so heißen sie:
Es sind das Christkind, Ferien und,
sehr wichtig, steht im Vordergrund,
dass man erwachsen, so – dann auch
von vielem machen kann Gebrauch.
Mit 15 zwar ganz laut es schallt:
„Was, 20 schon? – Nee, ist das alt!“
Und wenn die 30 man geschafft,
dann klingen 40 schauderhaft.
Je älter man, vergeht behände
die Zeit, und 50 riecht nach Ende.
Doch steht man da am halb’n Jahrhundert,
hat mancher sich nun sehr gewundert,
weil er jetzt vieles anders sieht.
Mit 60, weil schon oft rigid,
merkt man, dass manches anders war,
was heute nicht mehr durchführbar,
und dennoch lebt’s sich akzeptabel.
Ab 70 – langsam miserabel.
Doch wer schluckt viel Ginseng-Extrakt,
hofft, dass er locker 80 packt.
Wer diese Hürde auch genommen,
sieht 90 vor sich, zwar verschwommen,
und futtert teure Pillen meist,
dass diese Latte er nicht reißt.
Falls man auch diese Grenze nimmt,
ist hilflos man oft wie ein Kind,
und sagt sich, wenn nicht grad benommen:
„Hätt‘ ich die Pillen nicht genommen!“