„Grüßt Euch Gott, alle miteinander“, sang der Honterus-Chor mit den „Tenören als singende Charmeure“. Der musikalische Gruß frei nach der Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller galt im Kulturhaus den Besuchern des traditionellen Katharinenballes.
Ziel und Aufgabe des Chors sei die Pflege des siebenbürgischen Brauchstums, so die Vorsitzende Anneliese Hüll in ihrer Begrüßung. Beim Katharinenball, der zum 40. Mal durchgeführt wurde, stand diesmal kein Theaterstück in sächsischer Mundart auf dem Programm, sondern das Singspiel von Susanne Kräutner „Ein Jahr im Weinberg“.
Anneliese Hüll und Susanne Kräutner
Rund zehn Mal präsentierte der Chor seit 1988 dieses Stück, unter anderem beim Siebenbürger Treffen zu Pfingsten in Dinkelsbühl. Es zeigt, wie schwer Anfang des vergangenen Jahrhunderts die Arbeit im Weinberg war, dass aber auch gesungen, getanzt und gefeiert wurde. Susanne Kräutner aus Botsch, die heute in der Klausenburger Gasse in Drabenderhöhe lebt, hat Mundartlieder, deutsche Volkslieder, Tänze und Reigen selbst geschrieben und zusammen getragen.
Die Arbeit auf dem Weinberg hielt die Weinbauern von den ersten sonnigen Spätwintertagen, wenn des „Stekevijelens“ (Weinbergvögeleins) erster Ruf erschallte bis zum Spätherbst in Atem. Die Erwachsenen-Tanzgruppe zeigte, wie vertrocknete Zweige abgeschnitten, Rebpfähle festgemacht, der Boden umgegraben und die neuen Zweige in Herzform angebunden „Girten gohn“ wurden.
Dazwischen wurde immer wieder gesungen, getanzt und gefeiert. Auf der Drabenderhöher Bühne zeigten das keck, forsch und spritzig neben den Erwachsenen auch die Kinder- und Jugendtanzgruppen unter anderem mit „Heißa Kathreinerle“, dem Sternentanz und einer Quadrille.
Nachts wurden die süßen Trauben bis zur Ernte vor Dieben gesichert. Wie das zuging, gab Günter Schuller zum Besten: Mit dem Knüppel und einer Schreckschusspistole in der Hand. Zur Lese zog das ganze Dorf „än de Wänjert“ (hier waren es die Mitwirkenden) auf den Weinberg. Der gute siebenbürgische Wein war die Belohnung für die schwere Arbeit während des ganzen Jahres. Es wurde gefeiert, gevespert mit frisch gebackenem Brot und deftigem Speck. Lautstark wurde verkündet, dass „der gute Wein Lebensmut und Kraft gibt“. Mit einem Gläschen Wein und dem Lied „O goldener Siebenbürger Wein“, das zum mitschunkeln animierte, verabschiedeten sich die Akteure. Die Zuschauer ließen sie erst nach einer Zugabe gehen.
„Tanzt und singt miteinander, so lange ihr jung seid“, rief Susanne Kräutner nach der Aufführung ihres Singspiels den Darstellern und dem Publikum zu. Gerührt zeigte sie sich darüber, dass der Honterus-Chor „mein Stück noch einmal aufgeführt hat“.
„Sie haben etwas geschrieben, das uns nahe gegangen ist“, betonte Anneliese Hüll in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Honterus-Chores und überreichte der 84jährigen einen Blumenstrauß als Dankeschön für ihre Arbeit.
An zwei Abenden wurde das Singspiel aufgeführt. Der Honterus-Chor unter Leitung von Regine Melzer sang dazu Lieder in siebenbürgisch-sächsischer Mundart, aber auch deutsche Volkslieder. Hans-Otto Tittes begleitete die Sängerinnen und Sänger auf dem Akkordeon und trug als Mundartdichter Verse aus dem bäuerlichen Landleben vor.
Mitwirkende waren unter anderem: Kathi und Erwin Kasper, Susi und Hans Frim, Anneliese und Stefan Konnerth, Hedda und Walter Schoger, Sofia und Georg Kräutner von der Erwachsenen-Tanzgruppe, sowie die Kinder- und Jugend-Volkstanzgruppe unter Leitung von Christa Brandsch-Böhm. Für die Requisiten sorgte Georg Janesch. Einstudiert haben das Singspiel Gerda Gusbeth, Anneliese Hüll und Enni Janesch.
Ursula Schenker
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Fotos: Christian Melzer