„Danke dafür, dass Sie Herzen und Häuser aufgetan haben, um ein paar Stunden mit uns zu verbringen. Mögen diese Stunden dazu beitragen, dass wir den Mut an unserer Arbeit nicht verlieren.“ John Werner, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, dankte mit diesen Worten den Landsleuten in Drabenderhöhe für die Gastfreundschaft, die der Transylvania Hofbräu Band und Dance Group auf ihrer Europa-Tournee entgegengebracht wurden.
Begegnungen dieser Art sollen gerade bei den jungen Menschen das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärken. „Was wir hier zeigen, ist nicht die große künstlerische Spitzenleistung, sondern ein Herzensbekenntnis zu unserer Kultur“, rief Werner den vielen Gästen zu, die am 11. Juli zum „Abend der Begegnung“ ins Kulturhaus gekommen waren. Um es gleich vorweg zu sagen: Sie erlebten einen wundervollen Abend, gespickt mit beschwingten und bekannten Melodien.
„Schön, dass ihr den weiten Weg von Kanada über Österreich und Bayern hierher nach Drabenderhöhe gefunden habt. Wir sind froh, dass ihr hier seid. Das zeigt Verbundenheit über die Grenzen hinweg“, so Kreisgruppenvorsitzende Enni Janesch in ihrer Begrüßung. Besondere Grüße galten den zahlreichen Ehrengästen, unter ihnen Dr. Peter Boehm, Kanadas Botschafter in Berlin, Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen und Rainer Lehni, Stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Der 1954 in Kanada geborene Diplomat Boehm, dessen Eltern aus Waltersdorf und Draas stammen und der 2008 zu einem Antrittsbesuch in Drabenderhöhe war, erzählte, dass er mit seiner Familie schon mehrmals in Siebenbürgen gewesen sei: „Für mich ist es wichtig, dass meine Kinder sehen, woher die Großeltern kommen.“ Für Bürgermeister Becker-Blonigen, der am nächsten Tag mit Enni und Harald Janesch zu seiner ersten Reise nach Siebenbürgen startete, hielt der Botschafter einen guten Tipp parat: „Trinken Sie am Ende des Tages eine Zuika, das ist wirklich eine gute Sache. Nur so hält man das stramme Programm aus. Nehmen Sie meine Empfehlung an.“
Becker-Blonigen betonte in seinem Grußwort, welch eine Bereicherung die Siebenbürger Sachsen mit ihrer Kultur für Wirtschaft und Politik in Wiehl seien. Vor seiner ersten Reise nach Siebenbürgen habe er sich nochmals intensiv mit der Geschichte auseinandergesetzt, frage sich aber immer noch, wie über 800 Jahre lang Kultur und Brauchtum gehegt und gepflegt werden konnten.
Der Föderationsaustausch zwischen Kulturgruppen der Siebenbürger Sachsen, der jedes zweite Jahr stattfinde, sei eines der wichtigsten Elemente der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, betonte Rainer Lehni. Obwohl man in mehreren Ländern verstreut lebe, pflege man siebenbürgisch-sächsische Kultur und Gemeinschaft weiter. Auch wenn bei manch jüngeren Menschen die deutsche Sprache fehle, seien sie dennoch stolz auf ihre Herkunft und tragen gerne die siebenbürgisch-sächsische Tracht. Und das in einem international geprägten Umfeld. „Die kleine Fahne der Siebenbürger Sachsen in Kanada wird aufrechtgehalten“ – dafür dankte Lehni den Gästen aus Übersee. Er freute sich, sie in der weltweit größten geschlossenen siebenbürgisch-sächsischen Siedlung zu begrüßen.
John Werner, der Enni und Harald Janesch seit 40 Jahren freundschaftlich verbunden ist, freute sich sehr über den Besuch des Botschafters, mit dem er in seiner Jugend in Kanada aufgewachsen ist. Die starke Verbundenheit mit Heimat, Sitten und Bräuchen habe auch jenseits des Teiches dazu geführt, dass man sich zusammenschloss und Tanzgruppen, Chor, Blasmusik und eine deutsche Sprachschule gründete. 1951 entstand der Transylvania Club in Kitchner, der als Zentrum der Siebenbürger Sachsen gilt. Es gebe immer wieder Idealisten, die Zeit und Geld opfern, um Bräuche und Kultur zu erhalten und zu pflegen. Das sei sehr schwer, sagte Werner, und manchmal frage man sich: „Wie lange noch?“
Das Programm der kanadischen Gäste war vom Feinsten, und der Funke der Begeisterung sprang von den Akteuren schnell auf das Publikum über. Die Drabenderhöher belohnten Band und Tanzgruppe mit viel Beifall und Zugaberufen. Mit dem „Siebenbürger Marsch“ eröffneten Dirigent Jeremy Frim und seine Musiker das Programm. Die Volkstanzgruppe drehte sich zu den Klängen des „Siebenbürger Mädel“. Weiter ging es mit „Auf der Vogelwiese“ über ein Volkslieder-Walzerpotpourri „Rauschende Wälder“ zu „Jägers Abschied“. Kolina Tavares, Haily und Tyler Rich, erfreuten bei „Happy Dancing“ mit schönem Gesang. Dave Gellner, Jim Glasser und Ron Schatz präsentierten sich als Solisten bei „Zwei Böhmische Musikanten“ und bei dem Seemannslieder-Potpourri „Willkommen an Bord“. Der Jugendchor animierte zum Mitsingen, und schon bald erklangen vielstimmig Lieder wie „Wahre Freundschaft“ und „Wenn alle Brünnlein fließen“. Die Volkstanzgruppe bewies zur Musik von „Na, Na, Na“, dass auch moderne Rhythmen zu ihrem Repertoire gehören, bevor das Programm mit dem Siebenbürgen-Lied endete.
Ungeduldig wurden am nächsten Tag die „Kanadier“ im Alten- und Pflegeheim Haus Siebenbürgen erwartet. Es hatte sich herumgesprochen, dass ihr Programm reine Lebensfreude vermittle und deutliches Bekenntnis zur Identität der Siebenbürger ablege. Zu Tränen gerührt waren die alten Menschen, als die Blaskapelle unter anderem „Nach meiner Heimat“ intonierte und Haily Rich und Ron Schwarz gefühlvoll das Solo dazu sangen. „Das haben wir als Kinder gesungen“, riefen einige der Senioren und summten leise mit. „Diese Musik wird in den Herzen der Bewohner noch lange nachklingen“, urteilte Heimleiter Friedrich Barth.
„Das Beste und Schönste auf unserer Tour war und ist, dass unsere siebenbürgischen Landsleute sich über unseren Besuch freuen“, sagte John Werner. „Wir kennen uns anfangs nicht, aber nach einigen Stunden fühlen wir uns wohl.“ Stolz zeigte er sich darüber, dass die Siebenbürger Sachsen in aller Welt daran arbeiten, ihre Sitten und Bräuche aufrechtzuerhalten. Gut findet er, dass junge Menschen heute ihre Ideen und Gedanken über E-Mail und Facebook austauschen und so miteinander verbunden sind.
Am 12. Juli wurden die Gäste von Pfarrer i.R. Kurt Franchy und Ehefrau Renate nach Köln geführt, wo eine Dombesichtigung und eine Altstadtführung organisiert worden waren. Nach dem Streifzug durch die Domstadt wurden die Besucher im „Haus Siebenbürgen“ in Drabenderhöhe empfangen, wo nach dem Auftritt ein leckeres Abendessen auf sie wartete. Freitags fuhren die Gäste nach Herten, wo die Tournee am Sonntag endete.