Ein voller Erfolg vor ausverkauftem Haus, was kann sich ein Veranstalter mehr wünschen. In diesem Fall war der Veranstalter der Honterus-Chor, der zu seinem jährlichen Katharinenball am 25. November 2006 mit dem lustigen Mundartstück „Der Dani Misch wid härresch“ von Otto Reich ins Hermann-Oberth-Haus eingeladen hatte.
Enni Janesch hat dieses Lustspiel für die Theatergruppe des Honterus-Chores bearbeitet und einstudiert.
Das lustige Mundartstück spielt in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als man auf den sächsischen Dörfern begann sich „auszukleiden“, d.h. die sächsische Tracht im Alltag abzulegen und dafür „Städterkleider“ zu tragen.
Zur Vorstellung der Schauspieler hatte sich die Theatergruppe auch eine Neuerung ausgedacht. Die Darsteller wurden nicht wie sonst üblich von dem Vorsitzenden des Chores, Günther Schuller, vorgestellt, sondern die Schauspieler wurden von der Leiterin nur mit ihrem Namen und der jeweiligen Rolle vorgestellt, sprachen dafür aber einen Satz oder Ausspruch aus ihrer Rolle in ihrem jeweiligen Dialekt als kleine Hörprobe für die verschiedenen Dialekte aus Siebenbürgen, die hier in Drabenderhöhe gesprochen werden.
Und so stellte sich Gerda Gusbeth als Fichen Geddert mit dem immer wieder in ihrer Rolle vorkommenden Satz „Mischi, me Kängd (ihr Ehemann) schwech ställ, loss mech rieden!“ vor. Raten sie, wer in dieser Familie die „Hosen“ anhatte? Reinhard Wellmann spielte als Dani Misch Geddert ihren Ehemann. Er weiß nicht, wie er seine Frau zur Vernunft bringen soll und kommt zu dem Entschluss, sich bei seinem Freund Dr. Gellner Rat zu holen.
Fotos: Christian Melzer
Im Wartezimmer von Dr. Gellner sitzen Frau Fielk (Susi Hübner) und die Schusterin (Ilse Bartesch mit ihrer Tochter Maio (Anna Schuller), die zu viel durcheinander gegessen und nun Bauchweh hat. Maio wird von der energischen Schusterin ermahnt: „Won ta wiemerst, wid et uch net besser.“ Sie warten auf den Doktor (Günther Schuller). Dazu gesellt sich der alte Zimmermann Klamer, der sich in die Wade gehauen hat „Ech hu mech gesträppt“ (Helmut Deppner, der vom Publikum schon ohne ein Wort zu sagen, mit Applaus empfangen wurde.)
Zum Schluss erscheint der Bauer Geddert. Dr. Gellner behandelt die Patienten. Vom Bauern Geddert hört der Doktor die Klagen über dessen Frau und Tochter. Der Doktor („Ech wäll alles dean, wat ä menge Krefte stiet“) hat einen Rat: Geddert selbst muss „härresch“ werden und sich als „Herr“ ausgeben.
Der Dani Misch spielt nun auf den Rat des Dorfarztes hin, auch einen feinen Herrn. Mit dem Satz: „Ech bän an Härr, en Harr bän ech!“ und keinerlei Arbeit mehr als Bauer, versucht er, seiner überheblichen Frau zu zeigen, wie sie durch ihr nachgeahmtes städtisches Gehabe sich und die Tochter Liso (Franka Hihn), im Dorf zum Gespött macht und sogar deren Freund, den Getz Lang (Hans Herberth) vergrault.
Den Nachbarn und Freunden Klamer (Helmut Depner „Ech wird denem Fichen schin den Dodder aosblosen“) und Lang (Georg Amser „Eh ban noagirich wie en Elster“) erklärt er die Komödie – sie können ja schweigen.
Die Nachbarinnen, die Fielkän (Susi Hübner) und die Schusterän (Ilse Bartesch) sind neugierig. Vor ihnen versteckt sich jedoch der herausgeputzte Dani Misch, denn sie würden alles verraten, so dass die Fielkän mit den Worten „Na, na sai ech ämsonst gewiest!“ das Zimmer verlassen.
Dani Misch spielt seine Rolle hervorragend. Die Frauen machen sich wegen seines Zustandes Sorgen. Liso holt Dr. Gellner („Lot mech Motter. Ech gon, mer solle et mer nor versäcken!“), der zusammen mit dem „Kranken“ die Komödie weiter spielt, bis die Frauen erkennen, wie falsch sie gehandelt haben. Gleichzeitig gelingt es dem Doktor Liso und Getz Lang wieder zusammen zu bringen. Alle Darsteller kommen zusammen, um die Verlobung des jungen Paares mitzufeiern. Dani Misch ist zufrieden, denn er hat seine Frau kuriert und den gewünschten Schwiegersohn bekommen.
Enni Janesch erklärt zum Inhalt des Lustspiels: „Die Komik des Theaterstückes lebt von den typischen Ausdrücken in sächsischer Mundart und den Verkleidungen der handelnden Personen. Die Aussage ‚Mer wällen bleiwen wot mer sen“ (Wir wollen bleiben was wir sind) gilt kaum noch in der heutigen Zeit. Aber in der Zeit, in der die Handlung des Stückes spielt, war diese Aussage richtig und wichtig. Sie hat das Überleben der sächsischen Bevölkerung in den Dörfern garantiert. Der Bauernstand war ein wichtiger Stand. Die Sitten und Ordnungen konnten in den Dörfern nur aufrecht gehalten werden, wenn es kaum Veränderungen gab und die Sachsen an den alt hergebrachten Traditionen und Lebensformen festhielten.“
Helga Bosch
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